Moskau

05. - 09. Juli 2012

Moskau ist keine Stadt aus einem Guss, sie hat kein leicht einprägsames und wieder erkennbares historisches Stadtbild zu bieten wie so viele andere europäische Hauptstädte. Dennoch gibt es in Moskau nicht weniger herausragende Bauten zu entdecken als in andern Metropolen – vermutlich sogar mehr. Und jedes dieser Gebäude könnte eine Geschichte darüber erzählen, warum Russlands Hauptstadt heute so aussieht, wie sie aussieht. Jedes würde diese Geschichte auf eigene Art erzählen, aus verschiedenen Blickwinkeln heraus und mit unterschiedlicher persönlicher Betonung. Die Darstellung einiger wesentlicher Einschnitte in die Stadtentwicklung würden aber vermutlich mehr oder weniger übereinstimmen. Etwa der Hinweis auf zwei Ereignisse, die Moskaus Stadtbild entscheidend verändert haben. Das Erste: das alte Moskau, das im Wesentlichen aus Holzhäusern bestand,  ist 1812 beim Russland-Feldzug Napoleons fast vollständig abgebrannt, so dass der heutige historische Teil des Moskauer Zentrums aus Gebäuden der Wiederaufbauzeit nach dem großen Brand besteht und kaum älter ist als einhundertfünfzig Jahre. Der Zweite: ein großer Teil eben dieser wieder aufgebauten Gebäude wurde in den 30er und 50er Jahren wieder abgebrochen, um Platz zu machen für die Straßen und Bauten der geplanten „Welthauptstadt des Kommunismus“. Bauten dieser Zeit prägen noch heute das Stadtbild von Moskau. Sie sind tief im Bewusstsein der Moskauer verankert - die sieben charakteristischen Hochhäuser dieser Zeit werden augenzwinkernd die "Sieben Schwestern" genannt - und zum Symbol geworden für eine Zeit, in der die Sowjetunion Weltmacht war. Architektonisch wichtiger, aber außerhalb von Fachkreisen ungleich weniger bekannt sind die Gebäude der "sowjetischen Avantgarde" der 20er und frühen 30er Jahre. Und das, obwohl die Sowjetunion in diesen Jahren an der Weltspitze der Architekturszene rangierte. Diese Bauten waren der Inbegriff der Moderne, galten als revolutionär und besonders fortschrittlich. Viele davon gilt es heute wieder zu entdecken; und mit ihnen eine ganze Reihe von Gebäuden der 60er Jahre, die ebenfalls keinen internationalen Vergleich zu scheuen brauchen. Den Geschichten der Gebäude in Moskau zuzuhören wäre wichtig, denn Moskau ist heute eine Stadt voller Veränderungen, eine Stadt, die optimistisch ist und  nach vorne blickt. Nicht, dass bei der Erneuerung der Stadt dass jeder Altbau erhalten werden müsste. Aber die in den Gebäuden der Stadt gespeicherte Erfahrung der Moskauer Stadtgeschichte könnte viele Hinweise darauf geben, wie die Stadt sinnvoll weiter zu entwickeln wäre.